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Wer war Knigge, wofür steht Knigge?

Der Begriff „Knigge“ lässt heutzutage unweigerlich nahezu jeden zusammenzucken. Es entstehen Assoziationen, die irgendwo zwischen verstaubt, antiquiert, überholt, steif und langweilig verortet sind. Fälschlicherweise wird dieser Name heute als Synonym für Benimmratgeber verwendet. 

Tatsächlich haben schon damalige Verleger - das Urheberrecht war noch nicht so strikt – jede neue Auflage um Textpassagen, deren Inhalte eben Etikette-Regeln waren, erweitert.

Diese soziopsychologische und philosophisch-humanistische Abhandlung Knigges ist ursprünglich also keine – wie häufig postuliert– klassische Benimmfibel. 

Knigges große Leistung bestand darin, dass er herausragend feinsinnige Beobachtungen machte und daraus soweit abstrahierte Lebensweisheiten formulierte, dass diese auch heute noch ihre Gültigkeit haben und Anerkennung in vielen Gesellschaftskreisen der Welt finden. In seinem Buch geht es um wahren menschlichen Anstand, der auch in Zeiten des Wandels Halt und Orientierung gibt.

Mit "Umgang mit Menschen" meint Knigge die Kunst, "sich nach den Temperamenten, Einsichten und Neigungen der Menschen zu richten, ohne falsch zu sein; sich ungezwungen in den Ton jeder Gesellschaft stimmen zu können, ohne weder Eigentümlichkeit des Charakters zu verlieren, noch sich zu niedriger Schmeichelei herabzulassen". Dazu gehört, schreibt er, "eine gewisse Geschmeidigkeit". 

Knigges Idee guten Benehmens beruht auf seinen scharfsinnigen Beobachtungen und der gekonnten Analyse seiner Mitmenschen. Intelligenterweise beginnt er mit sich selbst: „Vom Umgang mit sich selbst“. Nur wer sich selbst wertschätzt, um seine Begabungen weiß, ständig an sich selbst arbeitet und seinen Mitmenschen mit eben jenem Bewusstsein entgegentritt, ist ein Mensch feiner Lebensart.

Letztendlich dient das Werk „Über den Umgang mit Menschen“ auch dazu, dass Menschen aller Gesellschaftsebenen besser und barrierefreier miteinander kommunizieren können - und dass es weniger Missverständnisse im gesellschaftlichen Umgang miteinander gibt.        

 Knigges Definition von Umgangsregeln ist Folgende:

„Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. 

- Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.“ 

Folglich ist der heutige Trend guter Umgangsformen sehr stark durch Knigge geprägt. 

Knigge hat unverändert Gültigkeit und ist gerade im Wandel unserer Zeit, in Zeiten der Digitalisierung, eine gefragte und akzeptierte „Aufklärungs-Lehre über den Umgang mit Menschen“.

Insbesondere in Wirtschaft, Verbänden, Hochschulen, Universitäten und Schulen ist Knigge mittlerweile ein weitverbreiteter und immer stärker wachsender Agenda-Punkt in der Weiterbildungs-/ bzw. Kompetenzplanung. Vorträge und Weiterbildungen zum Thema Knigge gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt.  

Es steht nicht das dogmatische Einhalten kleinlicher Regeln im Vordergrund, sondern: Souveränität, Authentizität und Herzensbildung.